Bericht vom Autoren- und Jurorenseminar in Hanau am 14. März 2015

Mit knapp 20 Teilnehmern war der Raum in der Begegnungsstätte Freigericht in Hanau zwar nicht voll, aber genau passend besetzt. Die Damen und Herren des Hanauer Clubs sorgten für beste Verpflegung, die Technik war gut gerüstet. Beste Bedingungen also, um sich in diesem Seminar auf das eigentliche Thema Film und Jurierung zu konzentrieren. Und das wurde dann auch intensiv getan.

Letztmalig stand diese Veranstaltung unter der Leitung von Dieter Kopelke in seiner Eigenschaft als Jurybeauftragter des Landesverbandes. Sein Nachfolger Dr. Klaus Frank war ebenso dabei wie Landesverbandsvorsitzender Norbert Lippe, denn insbesondere das Thema Jurierung ist ein entscheidender Punkt für die Attraktivität unserer Wettbewerbe.

Dass Juroren auch nur Menschen sind, ist eine Binsenweisheit. Sie kommen zu dieser ehrenamtlichen Aufgabe über ihr Interesse am Film und natürlich auch durch die mehr oder weniger direkte Aufforderung durch den Jurybeauftragten. Sich dann in einer öffentlichen Jurydiskussion sowohl fachlich als auch „politisch korrekt“ mit den gezeigten Werken auseinander zu setzen, ist eine Herausforderung und auch für den BDFA ein wichtiges Thema.

Im Seminar ging es diesmal nicht nur um die allgemeine filmerische Weiterbildung. In Hanau lag der Schwerpunkt auf der Frage, wie der Landesverband die Juroren bestmöglich bei ihrer Aufgabe unterstützen kann und ein gemeinsames Verständnis zwischen Autoren und Juroren entsteht. Die Diskussionen darüber waren teilweise kontrovers, aber immer sehr sachlich und konstruktiv. Und so sind etliche Detailverbesserungen und Aktivitäten beschlossen worden.

Hauptthema des Seminars: Bewertungskriterien und Trend-Bewertungen
Das bereits auf den beiden regionalen Filmtagen in Hanau und Kreuztal eingeführte System mit Kriterien und „Trend“-Bewertungen während der Jurybesprechungen wurde intensiv diskutiert und auch an insgesamt vier Filmen mit einer „Testjury“ nochmals durchgespielt. Die Erkenntnis: Zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, aber nach kurzer Übung sowohl für Autoren als auch Juroren hilfreich. Die Teilnehmer waren sich einig, das System auch bei den HAFF in Offenbach am 21. März so beizubehalten.

Dazu gab es mehrere weiterführende Erkenntnisse und neue Vorschläge zur weiteren Verbesserung. Einige Ideen werden bereits in Offenbach umgesetzt, andere sollen danach in einer kleinen Arbeitgruppe ausgearbeitet werden, bestehend aus: Herbert DuBois, Heike Kadereit, Thomas Zatschker und Rüdiger Schnorr. Sie werden unter anderem die Bewertungskriterien nochmals prüfen und gegebenenfalls überarbeiten.

Ziel der Aktivität ist, rechtzeitig vor Beginn der Herbstwettbewerbe allen Autoren und Juroren einen Leitfaden in die Hand zu geben. Möglichst nicht als trockener theoretischer Text, sondern leicht verständlich, einfach umsetzbar und humorvoll, frei nach dem Motto: „10 Fehler beim Jurieren, mit denen ich jeden Autor in die Flucht schlage“.

Die Idee dahinter: Bereits in den Clubs können Filme nach der gleichen, klaren Struktur besprochen werden, die auch bei den Wettbewerben genutzt wird.

Viele hilfreiche Erkenntnisse und Vorschläge
Über die neuen Kriterien hinaus wurden aber auch andere Vorschläge besprochen. Insbesondere für Veranstalter von Festivals und für Juryleiter gab es einige Empfehlungen, die auch in den Leitfaden aufgenommen werden sollen:

  • Vor der ersten Diskussionsrunde sollten mindestens vier Filme gezeigt worden sein, um den Juroren einen besseren Einstieg zu ermöglichen.
  • Die Jury sollte die Möglichkeit bekommen, die Bewertungsgrafik während der Diskussion zu sehen, um darauf reagieren zu können.
  • Die anwesenden Autoren sollten möglichst vor der Projektion ihres Filmes persönlich vorgestellt werden. Zumindest auf den unteren Wettbewerbsebenen ist der Bezug zum Autor hilfreich, insbesondere dann wenn kritische Punkte angemerkt werden.
  • Der Juryleiter sollte mit dem Kriterium beginnen, das beim jeweiligen Film voraussichtlich am höchsten bewertet wird. Das soll verhindern, dass sich die Juroren bereits zu Anfang auf negative Aspekte des Filmes konzentrieren und damit möglicherweise das Gesamtbild verschieben.
  • Zum Ende jeder Diskussion sollte der Juryleiter die Ergebnisse nochmal kurz anhand der Grafik zusammenfassen, um eventuelle Korrekturen durch die Juroren zu ermöglichen.

So gestaltete sich das Seminar eher als ein Workshop, auf dem etliche Erkenntnisse gewonnen werden konnten. Diese sind nicht immer ganz neu, werden aber jetzt vom Landesverband konkreter  verfolgt.

Der Landesverband des BDFA Hessen, das sind alle seine Mitglieder, also wir alle. Und vielleicht gelingt es uns, mit diesen Aktivitäten attraktiver zu werden, sowohl für „Wettbewerbsfilmer“ mit hohen Ansprüchen als auch für den „normalen“ Freizeitfilmer, der  seine Filme einfach mal zeigen und aus Kritik lernen will. Für beide ist mit den neuen Aktivitäten etwas dabei...

Rüdiger Schnorr

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